Kitsch und Pathos, wie schön! (2004-2005)
Teil 1: Der Herrgottschnitzer von Ammergau
15 literarisch-musikalische Mittagspausen in Berlin Mitte
Lesung des gleichnamigen Romans von Ludwig Ganghofer, mit selbst auf dem Akkordeon vorgetragener Begleitung, in täglichen Fortsetzungen über einen Zeitraum von drei Wochen
Teil 2: Ludwig Ganghofer, Lebenslauf eines Optimisten
Melodram, zusammen mit dem Pianisten Thomas Bächli
Zum 150. Geburtstag von Ludwig Ganghofer aufgeführt im Berlin, im Olchinger KOM und im Kunsthaus Kaufbeuren
Teil 1
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Der ewige Meister des literarischen Bergidylls, Ludwig Ganghofer, wird 150! Einst vielgeliebt, heute zu Unrecht vergessen – Ganghofer, einer der ganz Großen des kleinen Glücks und wahren Gefühls. Es ist also wieder Zeit für einen von Ganghofers sanften Helden, den „Herrgottschnitzer von Ammergau“.
Auftakt zum Internationalen Ganghoferjahr 2005
in Berlins Mitte – hier, wo man sich noch zu sehnen versteht, wo Zukunft und Vergangenheit, Sentimentalität und Abenteuerlust in den Büroetagen zuhause sind. Machen Sie Pause, lassen Sie sich bei einer Tasse Gebirgsblüten-Tee oder gutem Kaffee von Pedro in die Bergwelt entführen. Das Akkordeon erzählt, was bisher geschah, und dann geht es ab in die freie Natur, wo die Bäche noch kalt und klar sind, wo die Mädchen mit glockenheller Stimme jauchzen und stramme Burschen ein Edelweiß brechen. Dreimal in der Woche gibt es 35 Minuten wilde Natur, tragische Liebe und – natürlich – Happy End! Denn wahres Glück ist nur in der Einheit von Selbst und Natur zu finden. Und wo ginge dies besser als in einem Tai-Chi Studio. Ganghofer wusste: Ying und Yang, das sind zwei Seiten eines Berges in der Abendsonne. Bringen Sie also ihr Tao in Ordnung und steigen Sie mit Pedro hinauf, dorthin wo Alpenveilchen und Bambusrohr sich sanft im Mittagswinde wiegen.
Dramaturgie: Stephanie Jäckel
Eine Produktion von ¡aktionspracheton!
Mit freundlicher Unterstützung von Pavelance, Zentrum für Körperintelligenz Teil 2
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Ludwig Ganghofer, Lebenslauf eines Optimisten
Ludwig Ganghofer, am Ende des 19. Jahrhunderts meistgelesener deutschsprachiger Autor, von den „einfachen Leuten“ wie von Kaiser Willhelm II gleichermaßen geliebt, besessener Jäger, Spieler und Verschwender, großzügiger Förderer junger Talente, Freigeist und Konservativer. Ein schillernder Charakter, der nicht einfach zu fassen ist. In Erinnerung geblieben ist er als Verfasser von Heimatromanen, die als Vorlage für den deutschen Heimatfilm der Nachkriegszeit dienten und diese Filme prägten das Bild von Ludwig Ganghofer in der Öffentlichkeit. Doch sein Werk ist vielseitiger als dieses Klischee.
Mit „inniger Ironie“ (P. Handke) werfen Peter Gößwein und Thomas Bächli vom Berliner Duo Kitsch und Pathos, wie schön! einen Blick hinter dieses Vorurteil. Sie nehmen ihr Publikum mit auf eine akustische Exkursion in die Welt Ludwig Ganghofers: wo die Berge schroff und die Bäche kalt und klar sind, wo Mädchen mit glockenheller Stimme jauchzen und stramme Burschen ein Edelweiß brechen. In die „Freie“ Natur, wo wahre Liebe sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzt und das Gute das Böse besiegt.
Um zielsicher an den Untiefen des Kitsches zu stranden und an den Klippen des Pathos zu zerschellen, lassen sie die in Vergessenheit geratene Form des Melodrams (gesprochenes Wort zur Musik) wiederaufleben. Musikalische Reisbegleiter dabei sind u.a. Beethoven, Liszt, Bach-Gounod, Badarczewska und Ives. Das Programm vereint musikalische Kostbarkeiten und Raritäten, vom bekanntesten Salonstück des 19 Jahrhunderts, über hoch virtuose Klaviermusik von Franz Liszt, bis zu einem Antikriegstück des 20.Jahrhunderts. Wie im Werk Ludwig Ganghofers stehen Kunst und Triviales nebeneinander.
Ganghofer ist als Prosaautor, Lyriker, Autobiograph, Jäger und Kriegsberichterstatter zu hören. Grundlage der Annäherung bildet seine Autobiographie „Lebenslauf eines Optimisten“. Dabei stolpert man durchaus über den einen oder anderen Text, der dem Klischee Heimatdichter so gar nicht entsprechen will. Optimist und ein Meister der Rührung war Ganghofer in jedem Fall.
Thomas Bächli, Klavier
Peter Gößwein, Sprecher Programm
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Programmfolge Teil 2: Ludwig Ganghofer, Lebenslauf eines Optimisten
Ach man braucht ja so wenig,
um glücklich zu seinDichtercredo
Das alte Lied / Gebet einer Jungfrau
(T. Badarczewska)Goldi Goldi
Les Fleures melodique des Alpes
(F. Liszt)Bergluft
BergmorgenAve Maria (J.S. Bach, Ch. Gounod)
Himmelsleiter
Gerächt
Schweigen im Walde
A Madel a Madel (L. v. Beethoven)
Glücksspieler
La Campanella (F. Liszt)
Politisches
Petersburger Schlittenfahrt (R. Eilenberg)
Pause
Mein Wald
Brennende Herzen
Ich hat einen Kameraden (J. v. Wense)
Krieg
Ich hat einen Kameraden
Das letzte Wort
Es war einmal
Down East (Ch. Ives)
Tod
Sag beim Abschied leise Servus
Presse
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Einen Filzhut mit Plastikblumen trägt er, dazu eine Taekwondo-Jacke und eine Judo-Hose. Er hat ein Puma-Schweißband über das Handgelenk gestreift und ein Akkordeon umgeschnallt, an seinem Gürtel steckt ein Reh-Stofftier. Passioniert liest der Ostallgäuer Peter Gößwein in diesem Aufzug aus „Der Herrgottsschnitzer von Ammergau“, dem ersten Volksstück des gebürtigen Kaufbeurers und einst meistgelesenen Autors deutscher Sprache, Ludwig Ganghofer. Das ist noch nicht genug an Kuriosität: Die Szene spielt sich nicht etwa in Bayern ab, sondern in einem Chi-Gong-Studio in Berlin-Mitte. Und den Zuschauern gefällt das...
Katja Egli, AZ Nr. 221, 23. September 2004Kitsch und Pathos. Peter Gößwein und die Ganghofer-Collage im KOM. Interview, Fürstenfeldbrucker SZ Nr. 160, 14. Juli 2005
Rosaroter Optimist. Pathos und Kitsch rund um Ganghofer im KOM, Vorbericht, Fürstenfeldbrucker SZ Nr. 160, 9./10. Juli 2005